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Kunden stärken Innovationskraft

Innovationskraft ist ein zentraler Faktor, um als Unternehmen langfristig am Markt bestehen zu können. Neue Technologien, gesättigte Absatzmärkte und weltweiter Wettbewerb erhöhen die Anforderungen an neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Viele Unternehmen stoßen hier an ihre Grenzen. Neben finanziellen Ressourcen fehlen auch Know-how und kreative Köpfe. Abhilfe verspricht das Konzept der „Open Innovation“ (offene Innovation).

Die Öffnung des Innovationsprozesses über Unternehmensgrenzen hinaus erschließt zusätzliches Wissen und kreative Impulse. Innovationsansätze entstehen im Verbund mit externen Partnern wie Lieferanten, anderen Unternehmen oder Universitäten und Forschungseinrichtungen.

 

Die wichtigste Informationsquelle für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen bilden jedoch die Kunden. Ihre

aktive Einbindung in den Innovationsprozess erschließt deren Bedürfnisse und Wünsche gezielter als klassische Maßnahmen der Markt- und Trendforschung. Verbraucher besitzen oft eine hohe Expertise für die Produkte, die sie benutzen. Gleichzeitig sind durch die sozialen Medien die Kommunikationsschwellen stark gesunken. Nie zuvor war es so leicht, Nutzer und potentielle Kunden direkt anzusprechen.

 

Wie aber kann die Integration der Kunden in Ideenfindung und Innovation gelingen? Welche Erfolgsfaktoren gilt es in der Praxis zu berücksichtigen?

 

Auswahl der richtigen Kunden

Vielfach wird empfohlen, besonders

visionäre und kreative Kunden zu wählen. Repräsentieren diese Kunden aber nicht den Zielmarkt, besteht die Gefahr, Ideen für einen Nischenmarkt zu entwickeln. Die breite Integration von Kunden ermöglicht die Generierung vieler Ideen; zur Lösung spezieller Fragestellungen ist die Einbeziehung einzelner Experten sinnvoll.

 

Interne Innovationimpulse

Neue Produkte und Dienstleistungen basieren in der Regel nicht auf einer einzelnen Innovation. Sie entstehen im Zusammenspiel

neuer Ideen, Technologien und Abläufe. Prozessinnovationen erfordern zumeist unternehmensspezifische Kenntnisse, über die Kunden naturgemäß nicht verfügen. Hier sind interne Vorschläge aus Forschung & Entwicklung, aber auch aus dem eigenen Mitarbeiterkreis gefragt.

 

Überdies kann eine zu intensive Ausrichtung auf externe Impulse die eigene Innovationsfähigkeit schwächen und - gerade bei Schlüsselkunden - Abhängigkeiten schaffen.

 

Schutz des Wissens

Offene Innovationsprozesse gewähren der Konkurrenz Einblick, an welchen Themen gearbeitet wird. Die Gefahr der Informations-weitergabe durch Kunden ist nicht auszuschließen, aber reduzierbar. Eine Option bildet die Auswahl vertrauenswürdiger Kunden. Alternativ kann die Integration von Kunden auf Entwicklungsphasen beschränkt werden, in denen weniger strategisch relevantes Wissen ausgetauscht wird.

 

Auch die Frage, wem gemeinsam erarbeitete Ideen und Wissen gehören, ist zu klären. Bei exklusiven Entwicklungen für Einzelkunden ist die Klärung in der Regel einfach. Sind breite Kundenkreise einbezogen, sollte die Eigentumsfrage eindeutig geregelt und kommuniziert werden.

 

Offenheit des Unternehmens

Um erfolgreich die Ideen und Wünsche der Kunden zu nutzen, muss das Unternehmen vorbereitet sein. Die Einbeziehung von Kunden setzt veränderte Innovationsprozesse und eine angepasste Unternehmensorganisation voraus. Kommunikationswege müssen aufgebaut, externe Anregungen bewertet und in Innovationsprozesse überführt werden. In der Praxis bewährt haben sich funktionsübergreifenden Projektteams, die für eine umfassende Integration und gleichzeitig für die notwendige Akzeptanz im Unternehmen sorgen.

 

Interne Vorbehalte und Widerstände sind nicht zu unterschätzen. Open Innovation erfordert die Bereitschaft, internes Wissen –

wenn auch in Grenzen – offenzulegen und externen Input als Chance zu erkennen. Um die Potentiale auszuschöpfen, bedarf es einer gelebten Lern- und Innovationskultur.

 

Mehr ist nicht besser!

Open Innovation ist kein Allheilmittel. Eine zunehmende Öffnung der Innovationsprozesse geht nicht unbegrenzt mit mehr Innovationskraft einher. Empirische Studien zeigen, dass der positive Effekt mit der Anzahl externer Quellen zunächst steigt, aber dann stagniert und sich sogar umkehrt. Das Unternehmen ist mit der Aufnahme und Umsetzung der Ideen überfordert. Letztlich

gilt es, dass richtige Maß an Offenheit zu finden.

 

Eine zunehmende Öffnung der Innovationsprozesse birgt auch Risiken und geht nicht unbegrenzt mit mehr Innovationskraft einher. Empirische Studien zeigen, dass der positive Effekt mit der Anzahl externer Quellen zunächst steigt, aber dann stagniert und sich

sogar umkehrt. Das Unternehmen ist mit der Aufnahme und Umsetzung der Ideen überfordert. Letztlich gilt es, dass richtige Maß an Offenheit zu finden.