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Digital Leadership – Führung im digitalen Zeitalter

Wir erleben durch die Digitalisierung eine der größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen, die es in der Geschichte je gab. Unternehmen stehen nicht nur vor technischen Herausforderungen. Tiefgreifende strategische, prozessuale und kulturelle Anpassungen sind unumgänglich. Wie sollen Führungskräfte reagieren?

Die klassischen Managementansätze und -werkzeuge sind im digitalen Zeitalter nicht ausreichend. In einer zunehmend global vernetzten, hochdynamischen Wirtschaft sind neue Generationen mit neuen Erwartungen aktiv. Der Einsatz von Wissen und Technologien wird immer wichtiger. Unternehmen müssen offen dafür sein, Strukturen und Organisationen zu ändern und zu flexibilisieren.

 

Die Digitalisierung verlangt von Führungskräften nicht weniger als ein neues Mindset. Sie müssen sich vom Manager als „Verwalter“ im Unternehmen zum Leader entwickeln, der Flexibilität und Innovationskraft sichert und die digitale Transformation vorantreibt. Digital Leadership zwingt Führungskräfte, sich von vertrauten Gewissheiten zu verabschieden. Verhaltensweisen, die die bisherige Karriere ermöglicht haben, sind zu überdenken. Digital Leadership ruht auf fünf Säulen:

 

Innovationswille und Offenheit

Die Unternehmensumwelt ist heute so dynamisch, dass niemand vorhersehen kann, welche technische oder gesellschaftliche Entwicklung sich wie auswirkt. Oftmals ermöglichen neue Technologien erst das Entstehen von neuen Konkurrenten mit neuen Produkten und Services oder eine tiefgreifende Änderung des Kundenverhaltens. Digital Leadership bedeutet offen zu sein, für die Digitalisierung in all ihren Facetten und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur zu schaffen.

 

Flexibiliät und Experimentierfreude

Unternehmen agieren immer öfter unter unsicheren Bedingungen, die sich jederzeit ändern können. Schnelligkeit und gutes Timing sind gefragt; Zeit für Planung bleibt kaum. Arbeiten bedeutet für den Digital Leader Experimentieren und Ausprobieren.

 

Fehlertoleranz und Gelassenheit

Experimentieren ist ein Prozess des Herantastens: Scheitern, Wieder-neu-Anfangen und Lernen gehören zusammen. Digital Leadership erfordert Gelassenheit im Umgang mit Unsicherheit und Fehlern. Fehler sind Erfolgschancen – sowohl für Mitarbeiter und Unternehmen als auch für den Digital Leader selbst.

 

Partizipation und Transparenz

Nicht jeder Manager muss neue Technologien wie Microservices oder Blockchain im Detail verstehen. Aber er soll das Unternehmen befähigen, neue Chancen zu entdecken und in Innovationen zu realisieren. Kreative Köpfe müssen ausreichend Freiraum erhalten. Das Potential im Unternehmen kann nur nutzen, wer allen Mitarbeitern eine Möglichkeit zur Beteiligung gibt. Wer weiß schon, ob die nächste Idee vom Entwicklungsingenieur, vom Produktionsmitarbeiter oder vom Auszubildenden kommt.

 

Moderne Kommunikationstechnologien ermöglichen die vernetzte Zusammenarbeit über Hierarchien, Abteilungen und Standorte hinweg. Wikis, Foren, Blogs, aber auch OpenSpaces, BarCamps und Ideenlabore dienen dem freien Austausch von Ideen und Wissen.

 

Vertrauen und Selbstvertrauen

Vertrauen ist die Schlüsselkompetenz. Die neuen Werte des Digital Leaderships kann man nur mit Vertrauen leben. Offene Kommunikation im Unternehmen und zunehmende Selbstorganisation setzen Vertrauen in die Mitarbeiter voraus. Vertrauen in ihre Motivation, ihr Können, ihre Kreativität und ihre Bereitschaft, sich für das Unternehmen einzusetzen.

 

Die Digitalisierung als Chance begreifen kann nur, wer in die Zukunft vertraut und positiv denkt.

 

Führungskräfte benötigen in der digitalen Transformation aber auch Selbstvertrauen. Entscheidungskompetenz, Wissen und Macht gehen auf Teams und Projektgruppen über, Hierarchien verschwinden oder gelten nur temporär, Aufgaben und Rollen variieren im Zeitverlauf. Vieles, an dem bislang der Status im Unternehmen festgemacht wurde, verschwindet. Ohne Vertrauen in die eigene Bedeutung im Unternehmen ist ein derartiger Umbruch nur schwer akzeptierbar.

 

 

Die neuen Leitideen des Digital Leaderships ersetzen nicht die klassischen Managementansätze. Es geht vielmehr um eine sinnvolle Ergänzung. Unternehmen sind nur mit einem gewissen Maß an Hierarchien funktionsfähig. Der digitale Wandel verändert nicht alle Unternehmensbereiche gleichermaßen. Wo hohe Effizienz und nicht Kreativität im Fokus steht – wie z.B. in der Produktion – sind weiterhin klare Ziele und eine hierarchische Führung notwendig.

 

Führung als Managementaufgabe bleibt nicht nur wichtig, sondern wird im Kontext der Digitalisierung noch wichtiger. Die hohe Dynamik und die Tragweite des Wandels können nur mit wohldefinierten Leitplanken, angemessenen Formen von Zusammenarbeit und Kommunikation und Vertrauen bewältigt werden.